Von Links nach Rechts: Klaus Steiner, MdL, Gudrun Brendl-Fischer, MdL, dahinter 1. Bürgermeister von Trostberg Karl Schleid, das Team der Brückenschule: Brigitte Bartl, Tanja Vierling, Marie Theres Kroetz Relin, Marianne Penn und Wali Köbinger vom Kino Utopia Wasserburg.
© Geschäftsstelle der Bayerischen Integrationsbeauftragten
Frauenkino gibt der Integration Leichtigkeit
Bayerische Integrationsbeauftragte feiert Jubiläum ihres Amtes in Trostberg – Modell für ganz Bayern
Trostberg. Das Kino für Frauen aller Kulturen, das Marie Theres Kroetz-Relin zusammen mit anderen Ehrenamtlichen der Brückenschule und dem Trostberger Kinobetreiber Christoph Loster vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufen hatte, hat die Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Gudrun Brendel-Fischer, derart begeistert, dass sie die offizielle Jubiläumsfeier „Zehn Jahre Bayerische Integrationsbeauftragte“ nach Trostberg verlegte. Am Montag spendierte sie einen Frauenkino-Nachmittag mit einem bunten Buffet und natürlich reichlich Popcorn.
„Integration ist keine Sache des Geldes, sondern des guten Willens“, betonte Kroetz-Relin. Denn für einen Frauenkino-Nachmittag benötige sie etwa 100 Euro an Spenden, die der Sozialfonds der Stadt oder andere Spender der Brückenschule bereit stellten. Das Kino stelle Loster unentgeltlich zur Verfügung, die Lizenzen für die Filme biete die Fachstelle „Medien und Kommunikation“ der Erzdiözese München und Freising an, und die Plakate sowie Flyer steuere der Copy-Shop Sauter gratis bei. Jeden letzten Montag im Monat findet das Frauenkino statt.
Auch in Wasserburg hat Kroetz-Relin jetzt ein Kino für Frauen aller Kulturen aufgezogen. Hier übernehmen Gewerbetreibende Patenschaften für einzelne Veranstaltungen.
Gudrun Brendel-Fischer, die das Frauenkino Trostberg bei der Verleihung des Integrationspreises im Februar dieses Jahres kennen gelernt hat, lobte die Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen mit dem Kino mit dem Ziel der Integration und Inklusion als beispielgebend: „Wir wollen die Idee auch in andere Teile Bayerns tragen und würden uns freuen, wenn Frau Kroetz-Relin die Schirmherrschaft übernehmen würde.“
Instrument der sanften IntegrationDie Integrationsbeauftragte lobte das Frauenkino als Mittel der sanften Integration. Denn Wahrnehmungsänderungen – die Vorstufe zur gesellschaftlichen Eingliederung – bräuchten Zeit. Das Frauenkino sei ein Schonraum für Frauen, wo sie Dinge ansprechen können, die sie anderswo vielleicht verschweigen würden. „Auch wir in der Mehrheitsgesellschaft haben reine Frauenverbände“, betonte die CSU-Politikerin. Gerade in der Orientierungsphase sei es wichtig, niederschwellige Angebote zu haben, um sich in einer offeneren Gesellschaft zurechtzufinden.
Frauen nähmen eine Schlüsselrolle in der Erziehung der Kinder ein. Sie könnten Prozesse in Gang setzen, etwa bei der Frage: Wie sollen meine Töchter leben? „Im Zusammensein mit Frauen unserer Kultur bekommen die Frauen mehr Werte mit als durch Regeln von oben“, so Brendel-Fischer. Das Frauenkino sei handlungs- und erlebnisorientiert, und „es gibt der Integration Leichtigkeit“.
Beeindruckend bewiesen wurde das durch Gespräche mit drei Geflüchteten, zwei Frauen und einem Mädchen, auf der Bühne des Kinosaals. Hasina, so erklärte Marie Theres Kroetz-Relin, habe eigentlich den Impuls gegeben, weil sie den Wunsch nach einem Kino nur für Frauen geäußert habe. Die junge Frau berichtete auf deutsch, dass sie von den Lehrerinnen der Brückenschule auch schon das Radfahren und Schwimmen gelernt habe. Derzeit bereitet sie sich auf die Führerscheinprüfung vor. Die Afghanin Sakina schwärmte: „Trostberg ist eine schöne Stadt mit netten Leuten.“ Sie bedankte sich bei allen Trostbergern, bei Bürgermeister Karl Schleid, der ebenfalls zur Feier gekommen war, und bei den Lehrerinnen der Brückeschule, wo sie auch einen Deutschkurs nur für Frauen besucht. Auch ihre Tochter Kausal beeindruckte die Anwesenden. Sie spricht fließend deutsch und wird ab September das Gymnasium besuchen.
Ehrenamtliche sind die Helden des AlltagsIntegration sei ohne ehrenamtliches Engagement nicht denkbar, sagte die CSU-Politikerin – auch wenn das Ausbildungsangebot für Asylbewerber und Geduldete in Bayern Modellcharakter habe – mit den Berufsintegrationsklassen, in denen über zwei Jahre hinweg die Schüler mit einer Mischung aus Intensivkurs Deutsch und Berufsvorbereitung auf eine spätere Ausbildung oder Beschäftigung vorbereitet werden. „Die vielen Ehrenamtlichen sind die Helden unseres Alltags“, betonte Kroetz-Relin und hob besonders die Lehrer der Brückenschule Trostberg, die Helfer der Caritas-Kleiderkammer oder des Sozialkaufhauses der AWO hervor.
Die Integrationsbeauftragte pflichtete ihr bei und erklärte, dass die Bayerische Staatsregierung das Ehrenamt weiter stärken wolle, etwa durch das Anheben der Ehrenamts- und Übungsleiterpauschale. Auch die Finanzierung der Integrationslotsen zusammen mit den Landkreisen bedeute Unterstützung für die Ehrenamtlichen. Klaus Steiner, der heimische Landtagsabgeordnete und entwicklungspolitische Sprecher der CSU-Fraktion, wies auf die Sprachförderklassen im Landkreis Traunstein und die Berufsintegrationsklassen hin.
Marianne Penn, die zusammen mit Brigitte Bartl und Simone Ishaq die ehrenamtliche Brückenschule in Trostberg ins Leben gerufen hat, zeigte sich aber überzeugt, dass ohne Ehrenamtliche vieles gar nicht gelaufen wäre: „Wir haben die Verantwortung des Staates übernommen.“ Von den afghanischen Geflüchteten in Trostberg hätte jetzt kein einziger eine Ausbildung oder eine Arbeitsstelle, wenn sie nicht in der Brückenschule unterrichtet worden wären, mutmaßte Penn. Denn lediglich zwei junge Männer wären in einer der zwei Berufsintegrationsklassen in Traunstein aufgenommen worden. Jetzt sei es wichtig, die Menschen auch arbeiten zu lassen, wirkte sie auf die Integrationsbeauftragte ein. Brendel-Fischer räumte ein, dass man gerade für junge geflüchtete Männer noch mehr machen und mehr Menschen in Ausbildung und Arbeit bringen müsse.
Die CSU-Landtagsabgeordnete Brendel-Fischer, die vom Ministerrat zur Integrationsbeauftragten ernannt worden ist, sagte, gerade weil in Trostberg die Integration so gut laufe, wollte sie hier das Jubiläum feiern. Die Beauftragten der Staatsregierung sind zusätzliche Ansprechpartner für Bürger und entwickeln im Austausch mit den Staatsministerien Vorschläge, wie Probleme gelöst werden können. Sie sollen bei allen wichtigen Vorhaben der Staatsregierung angehört werden.