Vor 20 Jahren – Celebrity of the Week

 

Am 21. November 2002 ging die „Hausfrauenrevolution“ online. Star-Figaro Gerhard Meir kürte mich nur 3 Tage später am 24. November 2002 in seiner Kolumne in der Welt am Sonntag zur:

 

Celebrity of the Week: Marie Theres Relin

    

Kolumne von Gerhard Meir

 

Hausfrauen aller Länder, vereinigt euch! Vorbei sind die Zeiten, in denen Kriegerinnen am heimischen Herd ihre Klagen mit dem Kochlöffel teilen mussten. Denn Marie Theres Relin, Tochter von Bambi-Preisträgerin Maria Schell, Ehefrau von Dichter Franz Xaver Kroetz und Mutter dreier Kinder, kämpft mit ihnen für mehr Respekt: „Ich ärgere mich oft sehr darüber, dass die Hausfrau in unserer Gesellschaft einen Null-Stellenwert hat“, sagte die 36-Jährige unlängst der „Abendzeitung“. „Putze ich in einem Film überzeugend ein Klo, kann es sein, dass ich einen Preis dafür bekomme. Hier zu Hause mache ich das täglich ­ wie Millionen Frauen ­ und niemand nimmt Notiz davon. Im Gegenteil. Oft genug musste ich mir anhören: Warum gehst du nicht zurück in den Beruf? Das kann dir doch nicht genügen?“ Auf ihrer Homepage www.hausfrauenrevolution.com baut sie daher eine Kloschrubb-Guerilla auf, die von ihrem Dichtergatten mit „ungewaschenen Storys“ protegiert wird. Zwar werden die deftigen Geschichten von „Blut und Bier“ jeder Hobby-Emanze Ersteres in den Adern gefrieren lassen, doch verbirgt sich dahinter eine herzhafte Liebeserklärung an Marie Theres. Die hat nämlich nach der Geburt ihrer ersten Tochter vor zwölf Jahren ihre Schauspielkarriere unterbrochen und seitdem gleichzeitig „unter anderem als Erzieherin, Putzfrau, Köchin, Chauffeurin, Managerin und Buchhalterin“ gearbeitet: als Hausfrau an allen Fronten eben.

Style: dialektisch. Die smarte Marie Theres Relin schaut überhaupt kein bisserl aus wie eine der regressiven Muttis, die sich irgendwelche hippen Werber aus purer Sozialparanoia für die Waschmittelspots ausdenken. Aber trotz Revolutionsabsicht wirkt sie noch nicht wirklich wie die Eigenheim-kompatible Ausgabe von Che Guevara ­ auch wenn dessen Bild ihre Homepage ziert: Vielleicht sollte man ihr die Haare schwarz färben und ihr ein Kopftuch mit Stern drüber-stülpen. Ein Militäranzug mit Schrubber im Gürtel würde das Ganze zwar abrunden, nur fürchte ich, dass die Marie Theres im Kampf für ihre Hausfrauenrevolution statt Putzwerkzeug lieber ihren scharfen Verstand als Waffe einsetzt. Damit hält sie jeden Mann in Schach. So schmeißt inzwischen auch ihr Dichtergatte den Haushalt und findet das toll. Gratulation, Frau Kroetz!

Job-Perspektive: „Emma“. Nachdem Alice Schwarzer vor ein paar Wochen verkündet hat, sie suche eine würdige Nachfolgerin für ihre Frauenzeitschrift, möchte ich ihr sehr unsere „Hausfrau der Woche“ ans Herz legen. Denn wer wäre geeigneter als Marie Theres Relin? Schließlich ist die wahrscheinlich größte gesellschaftliche Gruppe von Dienstleisterinnen, die in der Öffentlichkeit zu wenig anerkannt wird (übrigens vor allem bei vielen selbst ernannten Feministinnen), die der Hausfrauen. Sie brauchen ein Forum! Wenn Marie Theres die „Emma“ herausgibt, wird die Zeitschrift endlich auch in bundesdeutschen Küchen gebührend gewürdigt. Und wo, wenn nicht dort, sollte die Revolution beginnen?

     

     Artikel erschienen in der Welt am Sonntag am 24. Nov 2002.

Vorlage fürs Logo. „Graffiti Pig“ by Barry Dawson.