OVB – Wasserburg ehrt Weltstar Maria Schell

Maria Schell mit ihrer Tochter Marie Theres, ein Bild von der in Pfaffing lebenden Starfotografin Ingeborg Bock-Schroeder.© youneedibs.de

Sie war eine der wenigen deutschsprachigen Weltstars mit Erfolgen in Hollywood – und Wasserburgerin: Maria Schell lebte hier drei Jahrzehnte in einer Villa in Heberthal. Viele ältere Bürger erinnern sich noch gut an die Schauspielerin, die sogar Weltstars wie Liz Taylor nach Wasserburg holte.

Wasserburg – Vor einem Jahr ist Maria Schells Tochter Marie Theres Kroetz Relin in ihre Geburtsstadt zurückgekehrt. Dass Wasserburg ihre Mutter jetzt mit der ersten Maria-Schell-Straße in Deutschland ehrt, freut sie sehr. Die „berühmte“ Straße erschließt das neue Baugebiet in Reitmehring „Südlich der Schmiedwiese“ und wird gerade gebaut.

Drei Jahrzehnte in der Hollywood-Villa

Für Marie Theres Kroetz Relin, selber Schauspielerin, ist es eine späte Genugtuung, dass ihrer Mutter in Wasserburg diese Ehre zuteil kommt. Denn in Deutschland ist Maria Schell, die 1954 Marilyn Monroe die Hauptrolle in „Die Brüder Karamasow“ wegschnappte, mit dem Film „Gervaise“ für den Oscar nominiert und bei den Filmfestspielen in Cannes 1954 als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde, etwas in Vergessenheit geraten.

Dass der Mythos ihrer Mutter schon zu Lebzeiten bröckelte, mag an der Tatsache liegen, dass Schell zehn Jahre lang bis zu ihrem Tod im Jahr 2005 bettlägerig war, folgert die Tochter. Ihr Onkel Maximilian, ebenfalls ein Weltstart, thematisierte ihre Erkrankung in seinem Dokumentarfilm „Meine Schwester Maria“. Marie Theres Kroetz Relin findet bis heute, dass dieser Film der Mutter geschadet hat. Maria Schell war, so die Tochter, manisch-depressiv – eine „Erkrankung, die einer Naturgewalt gleicht“ und 16 kleine Schlaganfälle ausgelöst habe, die sie jahrelang ans Bett gefesselt hätten.

Holt die Stars in die Kinos der Region 18: Marie Theres Kroetz Relin (Zweite von rechts), hier mit Kinobetreiber Christoph Loster (Stadtkino Trostberg), Katja Ebstein sowie Regisseur Hans Steinbichler (rechts), der den letzten Film mit Hannelore Elsner („Hannes“) gedreht hat. © Region18.de

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Anfang der 1990er Jahre zog Maria Schell aus der „Hollywood-Villa“, wie das Wasserburger Haus im Volksmund genannte wurde, aus. 1962 war hier Sohn Oliver geboren worden. Nach der Scheidung von dessen Vater, dem Regisseur Horst Hächler, heiratete Maria Schell Regisseur Veit Relin – eine Ehe, aus der Marie Theres Kroetz Relin stammt. Auch diese Beziehung scheiterte.

„Meine Mutter war gerne ein Weltstar“

Das Leben von Maria Schell war glamourös und schwer zugleich. Erkrankungen und Schicksalsschläge gehörten ebenso dazu wie große Erfolge im Film und Fernsehen sowie auf der Bühne. Auch die Tochter erlebte die zwei Seiten der Maria Schell, eine gebürtige Schweizerin und Österreicherin. Zeigte sie sich in Wasserburg, bildeten sich oft Menschentrauben um die Berühmtheit. In den 1950er Jahren wurde Maria Schell von ihren Fans geradezu hysterisch verehrt. „Meine Mutter war gerne ein Weltstar. Sie war zu jedem nett, selbst zu den schlimmsten Autogrammjägern“, erzählt die Tochter. „Mami, Du kennst aber viele Menschen“, sagte die Dreijährige zu ihr einmal bewundernd, nachdem beim Spaziergang mit der Mutter Menschen aus einem Bus angestürmt kamen, um ihr ehrfürchtig die Hand zu schütteln.

Liz Taylor einen toten Fisch ins Bett gelegt

In der Wasserburger Villa gingen die Prominenten ein und aus – für Marie Theres Kroetz Relin ein ganz normaler Vorgang. Sie erinnert sich noch daran, dass Liz Taylor in Wasserburg zu Besuch war – und die Mama ihr aus Spaß einen toten Fisch ins Bett legte. „Liz hat vor Schreck laut gekreischt“, berichtet die Tochter lachend. In Frankreich war ihre Mutter die „Grande Maria Schell“, in Hollywood, wo sie mit den ganz Großen wie Gary Cooper und Yul Brynner drehte, ebenfalls ein Star. Das blieb sie auch, selbst als sie sich aus der Öffentlichkeit zurückzog.

Maria Schell und O. W. Fischer während den Dreharbeiten zum Film „Das Riesenrad“ 1961. Georg Göbel/dpa © dpa

Aus der Berühmtheit wurde das „Seelchen“

In Deutschland allerdings wurde aus der Weltberühmtheit in ihren letzten Jahren „das Seelchen“. Ob die Fernsehserie „Die glückliche Familie“ (gezeigt von 1987 bis 1991), in der sie eine stets fröhliche Mutter darstellte, eine Rolle gespielt hat? Die Tochter weiß es nicht. Sie stellt nur fest, dass aus der großen Schauspielerin verniedlichend das Seelchen wurde und die großen Erfolge ihrer Mutter hinter der Person, die in den letzten zehn Jahren schwer erkrankt war, zurücktraten.

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Die Straßenbenennung nach Maria Schell – eine Idee von Bürgermeister Michael Kölbl, einstimmig befürwortet vom Stadtrat – sieht die Tochter deshalb auch als Chance, dem Weltstar eine Retrospektive zu widmen. Im Rahmen ihres Kinoprojektes „Region 18“, das Stars in vier Programmkinos der Region holt, möchte Marie Theres Kroetz Relin auch die großen Filme ihrer Mutter zeigen.

Dazu gehören „Die letzte Brücke“ (1954), „Die Ratten“ (1955), „Gervaise“ (1956) ebenso wie „Der Besuch der alten Dame“ (1982) oder „1919,“ ein Film, der in Deutschland noch nie gezeigt wurde. Indem sie auswählt, was nach ihrer Meinung am besten das Lebenswerk ihrer Mutter charakterisiert, erzählt Marie Theres Kroetz Relin nicht nur viel über Maria Schell, sondern auch über sich.

Die Tochter holt die Stars nach Wasserburg

Das ist das Grundprinzip ihrer Filmreihe „Region 18“. Sie legt Stars wie Autor, Produzent und Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt, der am 30. Januar ins Utopia nach Wasserburg kommt, oder Promi-Fotografin Ingeborg Bock-Schroeder, Sängerin Katja Ebstein, Regisseur Hans Steinbichler und Dramatiker sowie Schauspieler Franz Xaver Kroetz in vier Programmkinos in Wasserburg, Trostberg, Prien und Bad Reichenhall den roten Teppich aus – und lässt sie ihre Lieblingsfilme präsentieren. Das müssen nicht die eigenen, sondern können auch Werke anderer Regisseure oder Schauspieler sein.

Marie Theres Kroetz Relin dreht „Watzmann ermittelt“

Die Tochter von Maria Schell steht übrigens selber immer wieder vor der Kamera: Aktuell beim Krimi „Watzmann ermittelt“, bei dem sie eine Wirtin darstellt und an der Seite von Andreas Giebel dreht. Sie schaut der Mutter, deren strahlende Augen sie geerbt hat, sehr ähnlich – und ist doch ganz anders: Marie Theres Kroetz Relin ist keine Diva, sie ist bodenständig, mit Leidenschaft bei der Sache, wenn es um ihre Projekte geht, jedoch ohne jegliche Starallüren.

Als Tochter einer Weltberühmtheit hatte sie es auch in Wasserburg, wo sie am Gymnasium zur Schule ging, nicht leicht. Sie heiratete jung, mit 21, gab für eine weitere Berühmtheit, den Dichter Franz Xaver Kroetz, eine vielversprechende Schauspielkarriere auf, wurde Mutter von drei Kindern – und ist jetzt mit 53 viel beschäftigte Schauspielerin, Autorin, Journalistin, PR-Frau, Kinoexpertin, Projektmanagerin – und vor allem auch: Oma sowie leidenschaftliche Wasserburgerin. Selber ganz ohne Starattitüde, holt sie lieber für ihr Kinoprojekt „Region 18“ die Stars aufs Land und in die Stadt – und schreibt ein Büchlein über die Mutter, die hier ein Star war. Dafür sucht Marie Theres Kroetz Relin Zeitzeugen aus Wasserburg, die sich noch an Maria Schell erinnern können.

Zeitzeugen gesucht

Marie Theres Kroetz Relin sucht Zeitzeugen aus Wasserburg, die sich noch an ihre Mutter erinnern können. Aus ihren Erzählungen, untermalt mit Bildern, möchte sie ein Buch zur Wasserburgerin Maria Schell herausgeben. Leser der Wassserburger Zeitung, die einen Beitrag liefern möchten, schreiben an redaktion@wasserburger-zeitung.de. Wir leiten die Beiträge an Maria Schells Tochter weiter.