Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und die Street Parade
„Hey Mama!“ schreit Teenie in Mutterns Ohr „Das schreib ich in mein Tagebuch, dass du mit uns auf die Street Parade gehst!“ - „Was?“ brüllt Muttern, während sie zu den dumpfen Basstönen hüpft. „Du bist cool!“ lacht die Tochter.
Muttern grinst und brüllt auf die Frage des DJ’s, wo denn nun die Party abgeht, brav mit den Ravern im Rhythmus „Hier geht die Party ab!“ Girlie hüpft auch neben Muttern. „Das ist das größte jährliche Event der Stadt Zürich!“ - „Wie? Es ist so laut!“ - „Ist fast schon ein Volksfest und findet zum 16. Mal statt.“ - „Ja, ich weiß!“ schnauft Muttern. „Eigentlich war es mal eine Demonstration für „Liebe, Frieden, Freiheit, Großzügigkeit und Toleranz“. 1992 initiiert vom Studenten Marek Krynski. Damals tanzten um die 1000 Personen hinter zwei Lovemobiles her.“ – „Wow, du bist informiert. Gefällt Dir die Musik?“ - „Diese Bässe sind nicht unbedingt mein Fall, aber ich finde es toll, dass sich so eine viele Menschen friedlich zum Tanzen treffen!“ Tapfer hält Muttern 10 Stunden Gehopse durch. Am nächsten Morgen liest sie in der Zeitung:
800 000 Tanzwütige, 1 Toter, 2 Verletzte, 911 medizinisch Betreute, 26 Festnahmen wegen des Verdachts auf Drogenhandel, 400 Portionen Ecstasy und LSD, 40 Führerscheinentzüge und 87 Tonnen Abfall. Und mitten im Gewühl wippten die treuesten Fans mit: die hundertjährigen Zwillingsschwestern Annie und Rosie Bühler, die sich bisher keine Street Parade entgehen ließen.
Für eine Massenveranstaltung keine so schlechte Bilanz.


© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschien in "Die Aktuelle"   Heft 34
 
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