Im Dezember wolltest du mich noch auf Teneriffa besuchen kommen, das klappte leider nicht, aber Du hast mir fest versprochen, das wir die gemeinsame Zeit bald nachholen. Und nun?
Mit dir stirbt mein letztes Stückchen Kindheit, die Alm und es bleiben nur noch Erinnerungen.
Es war immer ein „besonderer“ Tag, wenn du zu Besuch kamst oder wir dich besuchten. Mami zerfloss jedes Mal wie Stückchen Schokolade vor lauter Hingabe zu dir. Aber du warst auch attraktives Mannsbild – bis zum Schluss. Schwarze ausdrucksvolle Augen, eine runde warme Stimme, die durchaus auch mal beben konnte, die erzählerische Kraft, ein Duft von Weltruhm gepaart mit Poesie, Kreativität, viel Herzlichkeit und almerischen Einfachheit. „Wenn du groß bist, werde ich beim Papst eine Genehmigung einreichen, damit ich dich, meine Lieblingsnichte, heiraten kann.“, hast du zu mir gesagt. In diesem mädchenhaften Alter, wo der kindliche Traummann dem Prinzen aus dem Märchen glich, erschien mir der Gedanke als durchaus akzeptable Alternative für die Zukunft.
Ich liebte dein künstlerisches Chaos. Papiere, Zettel, Faxe von berühmten Persönlichkeiten, Farben, Bilder, Musik, Fotos, Teetasse, Frühstücksgeschirr, Manuskripte, Erinnerungen, verstaubter Oscar, Gemälde … und das Ganze nicht nur auf dem Tisch, sondern überall, selbst auf dem Boden verteilt. Kein Mensch konnte sich in diesem Chaos zurechtfinden.
Nur du. Genauso bunt wie deine Arbeits- und Lebensatmosphäre waren auch deine Erzählungen – inklusive dem Chaos. Stellte ich dir eine Frage, konnte ich nach zirka zwei Stunden Umweg über die verrücktesten Anekdoten, Zitate, Geschichten eine Antwort erhalten, - nur hatte ich die Frage mittlerweile längst vergessen. Aber Kunst ade, wenn Walderdbeeren und Eierschwammerln lockten, da pochte nur noch die Alm in deinem Herzen.
Durch dich habe ich die klassische Musik und die Malerei lieben gelernt. Echte Gemälde von Picasso bis Josef Albers waren dein Alltag. Einfach so. Bei dir saß ich auf dem Sofa neben Friedrich Dürrenmatt bis hin zu Mick Jagger. Auch einfach so. Das war normal, das Außergewöhnliche. Du hast mich durch mein ganzes Leben begleitet und mich geprägt. Einfach so. Und jetzt?
Ich hoffe, Du bist angekommen, auf der anderen Seite des Regenbogens und ich vermisse Dich, bitte, bleib mir wenigstens im Herzen erhalten,