Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Dracula und ich, die schwebende Jungfrau

(Eine Anekdote aus meinem Leben)

Es war 1987. Ich war eine junge aufstrebende Schauspielerin, hatte die goldene Kamera noch in der Hand und war frisch verliebt in den heiß begehrten Franz Xaver Kroetz, als ich zu "Stars in der Manege" eingeladen wurde.

Ich, als schwebende Jungfrau! Und als mein Zauberer der – one and only Dracula - Christopher Lee!

Was so leicht und flockig in der Manege ausschaut, ist in Wirklichkeit ein artistischer Knochenjob - also für die Jungfrau. Ich musste eine Woche lang meine Bauchmuskulatur trainieren - mir tut heute noch alles weh, wenn ich daran denke.

Ich trug unter meinem Kleid ein Korsett aus Stahl. Während mich der Magier mit "Hypnose" in den Schlaf beamt, sollte ich dann schlafend auf zwei Pfosten gelegt werden. Für den geneigten Zuschauer entsteht die Illusion, dass ich nur leicht gestützt auf zwei Pfosten in der Luft schlafe, in Wirklichkeit wird das Eisenkorsett auf den ersten Pfosten festgesteckt und die Beine werden durch den zweiten Pfosten gestützt.

Der Magier macht dann also sein Hokuspokus und zieht irgendwann den zweiten Pfosten unter den Beinen weg - ab da muss die Bauchmuskulatur funktionieren!

Während der Zauberer mit Ringen um die schwebenden Beine geht, sollte ich dieselben schwebend, schlafend, schön in der Luft halten. Und das klappt auch, wenn der Magier die Zeit einhält. Christopher Lee machte das während der Proben ganz hervorragend und super entspannt. Und unser Timing wurde immer besser, meine Beine blieben immer weiter in der Höhe und wir waren ein gutes Team.

Und dann kam also der große Tag, wo wir beide auftreten sollten und alles lief nach Plan. Ich mimte die Jungfrau, Christopher Lee hypnotisierte mich, ich fiel in den tiefen Schlaf und wurde von Manegedienern auf dem Pfosten aufgespießt. Lee machte seine Show, der zweite Pfosten unter meinen Beinen wurde entfernt und er fing an, mit den Ringen über meine Beine zu streichen. Ich hatte ja geschlossene Augen, merkte aber sofort, dass Christopher Lee sichtlich Vergnügen an dem Magier gefunden hatte, und spürte bald in meinen Beinen, dass die Spieldauer deutlich überschritten wurde.

Da lag ich nun in der Luft, meine Beine sackten immer mehr ab und meine Kraft ließ rapide nach. Aus meinem inneren Gefühl heraus berührten meine Beine schon fast den Boden, ich konnte nicht mehr. Wie erleichtert war ich, als der Schauspieler Lee seiner Darstellung ein Ende bot! Ich wurde aus meinem – „schwebenden und schlafendem“ - Zustand endlich erlöst und mein Bauch schmerzte drei Tage lang.

Lustigerweise - das erzählte mir der Regisseur im Anschluss - hatte Christopher Lee während der gesamten Nummer sein "Hosentürchen" offen, was zur Folge hatte, dass in der aufgezeichneten Sendung fürs Fernsehen jedes einzelne Bild retuschiert werden musste. Denn im Blickfeld der Kamera lag ich ja sozusagen auf gleicher Höhe mit seinem offenen Hosenstall.

Überirdisch.


© Marie Theres Kroetz Relin, August 2016 -  (Bild: AP Photo/Uwe Lein)

 

Stars in der Manege 1987 
 
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