Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
TZ - Die Schells - der Wahnsinn!
Schauspielerin, Buchautorin, Kolumnistin, Mutter dreier Kinder, Hausfrauenrevoluzzerin, angehende Heilpraktikerin, Musikerin, Exfrau des Dichters Franz Xaver Kroetz (70), Tochter von Weltstar Maria Schell († 79) und Regisseur Veit ­Relin († 86) Nichte von Oscarpreisträger ­Maximilian Schell († 83) daheim in Trostberg und Teneriffa, seit einem Jahr Oma. Das sind schon mal zwölf Schubladen, in die man Marie Theres Kroetz-Relin stecken könnte, doch jede ist am Ende viel zu klein für die Frau mit den tiefblauen Augen und einem der schönsten Lächeln der Welt. Und warum? Weil sie immer fordernd ist. Anspruchsvoll. Nie satt. So haben sich Marie Theres Kroetz-Relin und tz-Kolumnistin Ulli Schmidt 2002 anlässlich des Starts ihrer Hausfrauenrevolution kennengelernt und so ist die Marie Theres geblieben – immer neugierig, den Kopf voller Ideen. Als nächstes plant das Multitalent Kochkurse für Menüs unter fünf Euro und schreibt dazu ein Rezeptbuch.
Zum 50. Geburtstag, den Marie Theres morgen in München feiert, ein Interview bei Wein und Häppchen in Stichworten:

Teneriffa

Mein Zuhause für ungefähr die Hälfte des Jahres.


Trostberg

Auch eine Heimat. Beide Heimaten sind, als ob ich zwei Persönlichkeiten hätte. Bayern ist meine Kindheit wie die Alm der Schells in Kärnten. Später habe ich einen bayerischen Dichter geheiratet.

München

Hier leben meine Kinder Josephine (27) mit Enkeltochter Matilda (1), Ferdinand (21), Magdalena (24) und auch mein von mir 2006 geschiedener Ehemann Franz Xaver Kroetz, mit dem mich eine sehr enge Freundschaft verbindet. Manchmal übernachte ich sogar bei ihm und seiner Lebensgefährtin Juliane, die sich in der Kroetz-Dramatik sehr gut hält. Sie kriegt jetzt die guten Seiten von ihm ab, ich musste noch viel schleifen. Wir sind alle sehr gut miteinander, der Franz würde mich nie hängen lassen! Die Trennung ist einfach optimal gelaufen, und es war für uns beide die richtige Entscheidung. Wenn ich in München einen festen Job hätte, würde ich da leben – ohne ist mir die Stadt zu teuer.

Geld


Braucht man zum Leben, aber nicht zum Glücklichsein. Nicht alles kann man sich damit kaufen – vor allem Gesundheit.

Heilkunde

Ich fing an, mich mit Homöopathie zu beschäftigen – mit meinen drei Kindern. Sie hatten ständig irgendwas, zwei hatten schweres Infektasthma, weshalb wir nach Teneriffa ausgewandert sind. Dazu kamen die Hausrezepte meiner Oma Margarethe von Noé – wie Kartoffel-, Zwiebel- und Quarkwickel. Und jetzt mache ich eine Ausbildung zur Heilpraktikerin.

Kinder

Sie sind aus dem Haus! Josephine war Set-Aufnahmeleiterin und Schauspielerin, sie machte mich vor einem Jahr und drei Monaten zur Oma und auch sie macht gerade ein Heilpraktikerstudium. Magdalena (24) hat ihren Bachelor in Hörgeschädigtenpädagogik gemacht, ist jetzt gerade in den USA an der ältesten Gehörlosenschule der Welt und fängt im Herbst mit ihrem Master in München an. Ferdinand beginnt im Juli eine Ausbildung zum Hörgeräteakkustiker.

Kinder – ein Spiegel?

Nein. Es gibt Gestiken, die ähnlich sind. Sie sind mir alle sehr nah und doch auch sehr unbekannt. Alle sind sie sehr unterschiedlich. Was sie von mir haben? Alle drei können kochen, denn bei uns galt: Wer kocht, braucht nicht abwaschen.

Hausfrauenrevolution


Der Gedanke, die Idee – die kann ich heute noch genauso unterschreiben wie 2002, als ich damit angefangen habe. Ich war damals der Zeit voraus, die Gesellschaft war noch nicht so weit. Es wäre dringend nötig, weiterzumachen mit Unterstützung der Industrie – bei der Familienpolitik, die wir in Deutschland haben. Kinderbetreuung, Renten- und Versicherungsbeiträge für Hausfrauen – all dies gilt nach wie vor. Das Einzige was wir gekriegt haben, ist die Quotenfrau, und die brauch ich nicht. Die Hausfrauen und Mütter brauchen Unterstützung, zum Beispiel Ausweise über die es Rabatte, Rechtsberatung und Sozialleistungsberatung gibt.

Kämpferherz

Meine Mama war immer eine Kämpferin, aber dieses Soziale, das hab ich von meiner Großmutter Margarethe von Noé. Mein Vater war eher feig.

Die Schells


A Wahnsinn! Die Weltstar-Mama, der Weltstar-Onkel, die Begabungen... Ich war gerade in Kärnten auf der Alm, um ein paar Erinnerung der Kindheit einzupacken. Es wird sich alles verändern. Mein Onkel Maximilian hatte kurz vor seinem Tod ein Testament gemacht, aber es war noch nicht unterschrieben, sonst hätten mein Bruder und ich das Haus meiner Mutter samt Inventar geerbt. Mit der gesetzlichen Erbfolge hat nun Maximilians Adoptivsohn Dimitri hat das Haus meiner Mutter geerbt, Tochter Nastassja das Haus oberhalb, seine Witwe Iva die Almhütte meiner Urgroßeltern. Ich möchte ein nettes Verhältnis mit allen, damit ich den Ort meiner Kindheit immer wieder mal besuchen kann – ich streite mich mit niemanden.

Maria Schells Grab

Das pflegt die ehemalige Pächtersfamilie, die Münzers.

Alter

Manches ist schön, manches nicht so toll. Vieles wird von außen suggeriert, man müsste irgendwas. Ich hab vor acht Monaten mit Hypnosetherapie das Rauchen aufgehört –  das ist großartig. Und eine Oma finden Männer ziemlich sexy, weil das Kinderthema passé ist.

Partner

Ich hab nur Romanzen, Schmetterlingsbeziehungen, das reicht vollkommen. Ich hätt zwar nichts gegen eine richtige Beziehung, aber bis jetzt wären es immer nur Kompromisse gewesen.

Macke

Mein Problem ist – übrigens generell in der Familie Schell verankert –, dass ich, weil ich stark bin, in einer Beziehung mich gern auf die Rolle des Frauchens einspiele, und wenn sich dann der Partner seiner sicher fühlt, und ich merke, jetzt wird’s eng, fahr ich sehr kurzfristig die Krallen aus. Das ist dann auch immer endgültig.

Kroetz

Ich hab’ nerven können wie Sau und er auch. Aber wir haben uns auch genauso gut verstanden, sonst wär es jetzt nicht so gut mit uns. Er ist immer noch mein bester Zuhörer. Wir sind beide schwierig und es war für uns beide die Liebe des Lebens, eine Symbiose. Daraus sind drei wunderbare Kinder entstanden.

50. Geburtstag

A scho wurscht! Eine Zahl mehr. Gehört zum Leben.

Geburtstagswunsch

Von meinen Kindern habe ich mir ein Sommerkleid gewünscht – Ferdi hat mich dafür zum Einkaufen begleitet. Ich wollte keine teuren Geschenke, nur Dinge, die ich brauche.

Traum

Mein größter Wunsch wäre, mal wieder eine richtige Rolle zu spielen! Das Filmbusiness ist unmenschlich geworden: Man kriegt nur noch Zeitanfragen, die sich über Wochen und Monate ziehen, und Drehbücher bekommt man nur noch kurzfristig. Ich will meine Kreativität ausleben – dafür hab ich 1001 Idee, aber meistens fehlen die Gelder, Sponsoren welcome! Ich würd auch gern wieder den Mut zu Weltreisen entwickeln, den Welthorizont aufmachen, auf Kuba Salsa tanzen lernen, was auch immer!

 
© Ulrike Schmidt, erschienen in tz München am 29.06.2016

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TZ 29.06.2016

 

 
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