Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Frau im Spiegel - "Mein Nest ist nie leer!"

Sind Sie auch so eine fürsorgliche Mutter wie im Film?

Ich bin immer für meine Kids da, wenn sie mich brauchen. Aber ich lasse sie auch ihre eigenen Wege gehen. Ich lebe in Bayern und auf Teneriffa – wobei ich im vergangenen Jahr mehr in Bayern war, weil ich Großmutter geworden bin. Ich habe meiner Tochter anfangs unter die Arme gegriffen. Jemand musste den Haushalt machen, wenn eine junge Mutti, die gerade entbunden hat, daheim mit ihrem Baby ist.

Was machen Ihre anderen beiden Kinder?

Mein Sohn Ferdinand ist gerade in Australien – macht Work and Travel. Magdalena hat ihren Bachelor in Hörgeschädigten-Pädagogik bestanden. Sie will noch ihren Master machen, vorher ein halbes Jahr in die USA gehen.

Keines der Kinder wird Schauspieler, tritt in die Fußstapfen der Eltern oder Großmutter?

Gott sei Dank nicht, Schauspielerei ist nicht immer ein gutes Geschäft. Ich bin froh, wenn sie einen richtigen Beruf erlernen.

Sie haben den Einstieg ins Filmgeschäft wieder geschafft, haben auch mit ihrem Ex-Mann wieder gedreht?

"Marthes Geheimnis" wird Ostern laufen. Und momentan bin ich im Gespräch für eine Hauptrolle in einer Telenovela – ob das allerdings was wird, steht noch in den Sternen. Ich würde sehr gerne regelmäßig schöne Rollen spielen – zum Beispiel eine Kommissarin, aber es ist gar nicht so einfach an gute Rollen zu kommen.

Für eine regelmäßige Rolle müssten Sie eventuell die Kanaren verlassen…

Nein, Teneriffa gebe ich nicht auf. Das ist das Zuhause meiner Kinder – das wird nie aufgegeben! Ich bin ja auch genauso viel in Bayern, in pendle hin und her. Ich habe die zwei Möglichkeiten, weil die Flüge verhältnismäßig günstig sind. Das kann man sich gut leisten.

Was ist aus Ihrer Heilpraktiker-Ausbildung geworden?

Ich bin noch dabei. Ich bin sehr langsam, weil mein altes Hirn nicht mehr so leicht lernt. Es könnte ein zweites Standbein werden.

Zu Hause sind alle Kinder ausgezogen – Ihr Sohn zuletzt. Wie lebt es sich so allein?

Ich bin eigentlich nie alleine, ein Kind ist immer wieder da. Ein leeres Nest gab es bei mir nicht, weil ich übergangslos Großmutter geworden bin. Kaum war das letzte Kind aus dem Haus, war das Nest wieder gefüllt mit einem süßen kleinen Enkelkind.

Wem sieht es ähnlich?

Es ist toll, auch bei meinen Kindern war mir das schon aufgefallen, die Kleinen sind eigene Persönlichkeiten. Auch die kleine Matilda – sie ist ein kräftiges, tolles Mädchen. Sie weiß, was sie will. Ich bin sehr, sehr verliebt in meine Enkeltochter. Sie ist ein absoluter Sonnenschein. Das Schöne ist, dass man sich an die ganzen Dinge, die man mit den eigenen Kindern erlebt hat, wieder erinnert – Dinge, die man lange vergessen hatte. Das ist ein schönes Gefühl.
Ist es entspannter Großmutter zu sein als Mama?

Auf jeden Fall. Ich möchte nicht mehr Mutter eines Kleinkindes sein. Es ist gechillter, Großmutter zu sein. Früher hatte ich die ganze Verantwortung bei den eigenen Kindern und das ganze Tralla drum herum. Ich bin froh, dass heute eine junge Mutter da ist – der kann ich sagen: "Hier kannst du dein Kind wieder nehmen, es schreit."

Sie schreiben auf Ihrer Webseite "Seit ich Großmutter geworden bin, fühle ich mich wieder jung"…

Das stimmt auch. Überall, wo ich sage: "Ich bin schon Großmutter", höre ich "Nein, gibt’s ja nicht! So eine junge Großmutter!" Das sind doch tolle Komplimente, wenn man mit den Falten hadert. Man trägt sie dann viel leichter, weil man sagt: "Ich bin ja eh Großmutter, darf ein paar Falten haben."

Sind Sie mit sich zufrieden, wenn Sie in den Spiegel schauen?

Ich glaube, dieses vor sich Hinwelken ist nicht das Angenehmste, aber man gewöhnt sich auch an das. Man wächst mit sich selbst, nimmt die Veränderungen des Körpers wahr. Wenn etwas an einem nagt, dann dieser Jugendwahn, der uns von der Gesellschaft aufgedrückt wird. Aber wenn ich Oma bin und ein süßes Enkelkind habe, das Kind mich erkennt und die Ärmchen nach mir ausstreckt und es lacht, wenn es mich sieht, dann ist es mir total egal, wie viele Falten ich im Gesicht habe. Ich bereite derzeit einen Musikabend vor, der nennt sich "Wechseljahr-Blues", da gehe ich auf diese Themen ein.

Im Film gibt's für Sie eine neue Liebe, wie sieht es im echten Leben aus?

Ich bin noch immer eine fröhliche Singeline.

Das Münchner Filmfest im Sommer hatten Sie mit einem smarten jungen Mann besucht?

Das war ein Kollege, ein sehr begabter junger Mann.

Wird es schwieriger, wenn man nicht mehr 20 ist, sich auf Beziehungen einzulassen?

Mit fast 50 will man nicht mehr so viele Kompromisse eingehen. Angebote habe ich genügend. Ich möchte aber momentan niemanden – ich bin sehr zufrieden, wenn ich mal Zeit für mich habe, genieße es sehr, das zu tun, worauf ich Lust habe. Und meine Kinder besetzen mich auch viel – ich bin gerne für sie da.

Man gewöhnt sich an eine Unabhängigkeit…

Ja, ich lebe gerne mit mir alleine. Ich habe kein Problem damit. Ich habe viele Freunde, ich unternehme viel. Ich finde es herrlich, dass ich niemandem Rechenschaft ablegen muss.

Wie müsste der Mann sein, mit dem Sie noch mal eine Beziehung eingehen?

Das Hauptproblem ist, dass jeder Typ, der mir in die Quere kommt, von mir extrem abgescannt wird. Da lege ich mir wohl teilweise auch ein Ei. Andererseits – man muss doch nicht mit jemandem zusammen sein, bloß weil man nicht Single sein will – oder um ins Raster der Gesellschaft zu passen. Ich bleibe nach wie vor bei meinem Standpunkt: Wegen dem bisschen Sex kommt mir kein Mann ins Haus! Da muss schon etwas mehr sein, damit man zusammen passt. Und Problem-Männer werden bei mir von vornherein ausgeschlossen.

Sie verstehen sich noch gut mit Ihrem Ex-Mann, wie haben Sie es geschafft trotz Trennung ein gutes Verhältnis zu haben?

Ich habe auf einige Dinge bei der Scheidung verzichtet. Für mich stand das Geld nicht im Vordergrund, die Beziehung war wichtiger. Ich wollte, dass meine drei Kinder einen Vater und eine Mutter haben – das war mein Ziel. Das hat geklappt. Deshalb sind wir auch heute noch sehr eng. Ich verstehe mich auch gut mit seiner Freundin. Wir sind eine richtig große Patchwork-Family.


Frau im Spiegel 22.12.15

Frau im Spiegel 22.12.2015-2

© Das Gespräch führte Susanne Schormann erschienen am 22.12.2015 in  FRAU IM SPIEGEL
 
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