Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
BUNTE - „Wegen dem bisserl Sex kommt mir kein Mann mehr ins Haus“

Marie Theres Kroetz Relin Die Ex von Franz Xaver Kroetz feiert ein Comeback – und genießt ihr Single-Leben auf Teneriffa

Es passiert nicht alle Tage, dass uns die Besetzungsliste eines TV-Films so neugierig macht: Für eine neue Folge von Wolfgang Rademanns Quotenhit „Kreuzfahrt ins Glück“ steht zum ersten Mal seit fünf Jahren Marie Theres Kroetz Relin, 47, wieder vor einer Kamera. Seit die Exfrau von Dramatiker Franz Xaver Kroetz, 67, vor knapp zehn Jahren die „Hausfrauenrevolution“ ins Leben rief und mit ihrem Kampf für mehr Anerkennung der Mütter durch die Talkshows zog, ist es stiller geworden um die schöne Tochter von Maria Schell. Wie lebt die Powerfrau in ihrem sonnigen Domizil auf Teneriffa, wollte BUNTE wissen. Wir haben sie besucht.

Ihr alter Mercedes scheppert durch die engen Gassen eines Fischerdörfchens. Vor einem gelben Haus springt Marie Theres aus dem Wagen, zerrt am Schiebedach. „Die Mechanik klemmt. Muss ich ölen.“ Sie holt Werkzeug. Die Schauspielerin und Autorin („Wie Frauen ticken“) ist eine Frau, die gern die Ärmel hochkrempelt. Nicht, weil sie muss, sondern weil sie will.

„Mir macht es Spaß, mein Leben anzupacken“, sagt sie. Man glaubt es ihr sofort, sie hat es in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Damals etwa, als sie mit gerade 16 Jahren die Glamourwelt ihrer berühmten Mutter verließ, weil sie auf eigenen Beinen stehen und in Paris Schauspiel studieren wollte. Oder als sie mit 21 dem 20 Jahre älteren Franz Xaver Kroetz in einer TV-Show ihre Telefonnummer zusteckte, mit den Worten: „Ruf mich an, wenn Du Dich traust.“ Aber auch, als sie 18 Jahre später die Scheidung von ihm einreichte. Trotz ihrer gemeinsamen Kinder Ferdinand, 18, Magdalena, 21, und Josephine, 24. Weil sie den Schaffenskrisen ihres Künstler-Ehemanns nicht länger ausgeliefert sein, sich den Rest ihres Lebens nicht als seine „bessere Hälfte“ verstehen wollte.

„Lieber hab ich ein bisserl weniger auf dem Konto, bin aber selbstbestimmt. Ich will nicht abhängig sein von einem Partner oder einem hohen Lebensstandard“, sagt sie und klatscht in die Hände, weil das Schiebedach wieder hin- und hersurrt. „Mir macht es Spaß herumzuwerkeln, zu renovieren oder aus einfachen Zutaten leckeres Essen zu kochen. Weniger ist manchmal mehr! Und das taugt mir. Menschen, die im Geld baden, verlieren ihre Bodenhaftung.“

Jetzt ist die Frau, die früher Titelblätter zierte, mit Mick Jagger dinierte oder mit David Bowie feierte, in ihrem Element: „Wenn das Essen vom Büffet kommt, der Stromzähler glüht, weil nachts die Sauna befeuert wird, man von Hotel zu Hotel fliegt – ist das Luxus, der glücklich macht?“ Marie Theres schüttelt den Kopf: „Bei uns zuhause war die Eingangshalle aus Malachit. Meine Mutter hat alles übertrieben, auch die Liebe. Sie war einerseits ein Weltstar, anderseits das „Gritli von der Alm“. Eine Diskrepanz. Sie brannte innerlich, wie eine Kerze von beiden Seiten. Durch ihre manische Depression verlor sie leider den Bezug zur Realität, trieb sich selbst in den Ruin.“

Die Flurwände sind voll mit Filmplakaten von Maria Schell, aber auch mit Bildern ihres Vaters, des Theaterintendanten Veit Relin. Vor wenigen Wochen ist er gestorben. „Ich bin froh, dass ich seine Sparsamkeit geerbt hab. Papa stand mit beiden Beinen auf dem Boden, hat mir vorgelebt, wie voll das Leben ist und wie glücklich es macht, Kreativität zu leben.“

Die stolze Mutter dreier Kinder schaltet in ihrem Arbeitszimmer den Laptop an und führt ein selbst gedrehtes Muttertagsvideo ihrer Tochter Josephine vor, die als Aufnahmeleiterin in München arbeitet. Dann klickt sie ein Fotoalbum an, das ihr Jüngster – Ferdinand lebt noch zuhause, bereitet sich aufs Abitur vor – seiner Schwester Magdalena zum Geburtstag geschenkt hat. „Meine Kinder sind ein bunter, kreativer Haufen. Das finde ich toll. Mich stört total, wie Schule zur Dressur geworden ist, alles der Einförmigkeit weichen muss. Unsere Jugend ist eine Generation, die vom Kopieren und Einfügen lebt. Ich habe meinen Kindern vorgelebt, wie glücklich es macht, wenn man belesen ist, Musik liebt, bastelt. Wenn man den Mut besitzt, mit dem eigenen Ich etwas zu schaffen. Diesen inneren Reichtum kann dir keiner nehmen.“

Von ihrer Dachterrasse mit atemberaubenden Meerblick hat Marie Theres die Blätter einer Aloe Vera-Pflanze geholt. Sie presst Orangen aus, mixt daraus einen Aloe-Shake: „Aloe Vera ist eine Wunderpflanze. Sie wirkt entzündungshemmend, wundheilend. Sie stimuliert das Immunsystem und schmeckt dabei so lecker. Einen Aloe-Shake-Laden aufzumachen, wäre mein Plan B, falls mal alle Stricke reißen ...“

Eine von vielen Lebensideen, die noch auf Verwirklichung warten müssen. Für 2013 ist ihr Kalender so gut wie voll: Erst der Dreh von „Kreuzfahrt ins Glück“. Zeitgleich schreibt sie mit Illustrator Bernhard Oberdieck ein Kinderbuch über Legebatterie-Henne „Gusti, das Huhn“. Dann soll die „Hausfrauenrevolution“ verfilmt und ihr Musikprojekt „Dixiemania“ (Jazz-Touren auf Teneriffa) vorangetrieben werden.

Während Marie Theres ihre Projekte aufzählt, wälzt sie frische Tintenfischringe in Panierteig und schwärmt: „Ich liebe Kochen. Das hat so etwas Sinnliches. Übrigens kann man so auch Männern das Kochen schmackhaft machen. Das hab ich bei Telefonaten mit meinem Ex gemerkt. Er ruft oft an, fragt: ‚Du, ich hab das und das jetzt im Kühlschrank. Was mach ich daraus?‘ Dann lege ich los, schildere ihm die Arbeitsgänge, das Kneten von Knödelteig, beschreibe, wie er durch die Finger läuft, ich runde Kugeln mit nassen Händen forme. Es funktioniert. Neuerdings hat mein Ex so viel Spaß am Herd, dass wir zwei zusammen ein Kochbuch schreiben wollen.“

Wenn Marie Theres von Franz Xaver Kroetz spricht, strahlt sie übers ganze Gesicht. Warum? Sie hat sich doch von ihm getrennt. „Er ist ein so toller Vater für meine Kinder – und für mich mein bester Freund. Ach, was! Er ist und bleibt die Liebe meines Lebens.“ Hat ein anderer Mann denn da überhaupt eine Chance? „Wegen dem bisserl Sex kommt mir kein Mann ins Haus!“, rutscht es Marie Theres spontan heraus: „Nein, dazu genieße ich meine Unabhängigkeit zu sehr.“ Und kleine Affären? Klar gebe es die, aber: „Junge Lover verwechseln einen allzu gern mit Mutti. Die wollen lieber kuscheln statt Sex.“ Sie kichert. „Junge Typen haben zwar ‘ne zarte Haut, aber da brennt oft kein Feuer in ihren Augen. Was mich betrifft: Ich kann Falten haben vom Gesicht bis zum Hintern. Aber so alt kann ich gar nicht werden, dass ich meine Lust am Flirten und an Sex verliere.“

Marie Theres sprüht wirklich vor Lebenshunger und Abenteuerlust. Vor ein paar Jahren hat sie Gleitschirmfliegen gelernt. Montagvormittag nimmt sie Gesangsunterricht, tanzt abends Salsa, dienstags ist sie beim Klavierlehrer, und wenn ihr Sohn in der Schule ist, übt sie auf dessen Schlagzeug. „Lernen lüftet dir das Hirnstübchen, hält dich jung.“

Gleiches schaffe auch das Leben im Hier und Jetzt: „Ich bin eine Sammlerin schöner Momente. Wenn ich einen tollen Sonnenuntergang sehe, parke ich mein Auto und schaue so lange zu, bis die rote Kugel im Meer versunken ist. Wenn ich mich über etwas ärgere, rufe ich Menschen an, die ich länger nicht mehr gesprochen habe und sage ihnen: ‚Du, ich hab dich vermisst.‘ Dann kommt ein Blumenstrauß an Worten zurück und ich bin zack wieder voll positiver Energie. Loben, Komplimente machen, sich an Schönem erfreuen – das macht mein Leben so unendlich reich.“

Und wenn doch mal trotz aller guten Ideen und der ganzen Power etwas schief geht? „Dann grins‘ ich über das spanische Sprichwort: ‚Wenn das Leben dir die kalte Schulter zeigt, kneif es in seinen knackigen Arsch.‘“      

 

© Julitta Ammerschläger, erschienen in BUNTE am 15.08.2013 in Heft Nr. 34

 

 

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