Muttern und die Schultüte |
„Kaum bin ich wieder in Deutschland, geht mir schon die Galle über!“ Muttern sitzt bei ihrer Freundin und wettert: „Mein Sohn brachte heute seine neuen Schulbücher mit: in der 7. Klasse hat die volle Schultasche ein „Leichtgewicht“ von 9,5 kg. Und ich dachte mir noch: meine Güte, nehmen die denn immer noch Steintafeln?
Ein gepackter Ranzen soll doch nicht mehr als 10 bis 12,5 Prozent des eigenen Körpergewichts des Kindes auf die Waage bringen! Demnach müsste mein Sohn 95, statt 40 Kilo wiegen. Kein Wunder, dass immer mehr Schüler Rückenprobleme haben.“ - „Apropos Rückenprobleme: Bei uns in Nordrhein-Westfalen droht den Schülern die Sechs-Tage-Woche, denn unsere Schulministerin Barbara Sommer will künftig die Kids auch am Samstag zur Schule schicken. Warum? Der Stoff von bisher 13 Jahren bis zum Abitur muss doch jetzt in zwölf Jahren bewältigt werden. Dadurch ergibt sich durchschnittlich eine 34,3 Stunden-Woche für den Schüler, wohlgemerkt ohne Hausaufgaben, Musikunterricht oder Sport!“ Muttern ist entsetzt. „Im Vergleich hat ein Erwachsener eine 39,1-Stunden-Woche. Demnach sitzen unsere Kinder mehr „Arbeitzeit“ ab als wir!“ Sie schüttelt den Kopf. „Unsere Kinder werden auf Leistung dressiert. Wo bleibt denn die Kindheit, ohne Freizeit? Und von wegen: spielend lernen! Die süße Schultüte am Anfang mutiert schnell zur bitteren Überraschung.“ Nicht wundern, Muttern, auch Stress will gelernt sein!
© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschien in "Die Aktuelle" Heft 37 |