Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
FÜR MICH (A): Teneriffa, mi amor
Als Treffpunkt schlägt Marie Theres Kroetz-Relin das Café am Hauptplatz von Garachico vor. „Das ist der schönste Platz auf Teneriffa“, sagt sie lächelnd – und die Ähnlichkeit mit ihrer berühmten Mutter Maria Schell springt einem fast ins Gesicht. Marie Theres wirkt sympathisch, klar und voller Tatendrang. Sogar dieselben strahlend hellen Augen der Mutter zeichnen sie aus. Tatsache ist, dass die Vergleiche ungerecht sind, denn schon in jungen Jahren wurde sie als Nachwuchstalent gefeiert und bekam sogar mehrere Auszeichnungen. Und wer weiß, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht mit 22 Jahren Regisseur Franz Xaver Kroetz, der Liebe ihres Lebens, begegnet wäre. Inzwischen liegt ein langer Weg hinter ihr. Als  Gattin, Tochter, Hausfrau und Mutter. Jetzt will Marie Theres vor allem um ihrer selbst Willen wahrgenommen werden.

 

„Ich bereue nichts. Im Gegenteil. Ich hab’s gern getan und mit vollem Einsatz“, erzählt die Frau, die ihrem Mann und den drei Kindern zuliebe ihre Karriere erst einmal auf Eis gelegt hat. Nach 14 Jahren Ehe ging jedoch gar nichts mehr und sie wagte den Befreiungsschlag. Die Trennung verlief ohne Schlammschlacht, kein böses Wort über den Ex kommt über ihre Lippen. Dass es ihn, den Macho und Grantler erster Güte zuallererst einmal umgehauen hat, kann man nur vermuten. Heute haben die beiden wieder ein gutes Verhältnis zueinander. Aus Marie Theres wurde eine selbstbewusste Frau, die sich selbst gefunden hat. Und im wahrsten Sinne des Wortes Höhenflüge erlebt. Vor allem bei ihrem Hobby, dem Gleitschirmfliegen. „Das Gefühl da oben in der Luft dahinzuschweben“ sinniert sie, „ist einfach großartig und mit nichts vergleichbar.“

Veränderung ist angesagt

Partys oder Gala-Premieren?! „Nein danke, das ist nichts für mich“, meint sie amüsiert. Irgendwie auch logisch. Immerhin lernte sie nahezu alle großen Schauspieler und Künstler schon als Kind daheim kennen.
Marie Theres will lieber helfen und zwar denen, die keine Lobby haben. Neben Kinderbüchern (wie u.a. „Der kleine Dichter“) schreibt sie in einer deutschen Zeitschrift eine Glosse mit dem Titel „Das freche Weibsstück“. Eine Tätigkeit, die ihre große Freude bereitet.
Stolz berichtet sie auch von ihrer Homepage www.hausfrauenrevolution.com, die sie vor sechs Jahren ins Leben gerufen hat. Das Logo der Website und Maskottchen der Revolution ist ein Schwein und der Satz „If pigs could fly“.
Das bedeutet übersetzt so viel wie „Unmögliches möglich machen“.
Die enorme Ungerechtigkeit, mit der die Leistung der Hausfrauen auch heute noch bewertet wird, ließ sie zur Tat schreiten und in die Tasten klopfen. „Die Statistik zeigt doch“, weiß die 42-Jährige, „dass die meisten Ehen scheitern. Viele Frauen müssen sich nach der Scheidung völlig neu orientieren und einen Job suchen. Da sie jedoch meist mit Mutterschaft bzw. Hausfrauenarbeit zuviel Zeit verloren haben, um sich eine eigene Rente zu sichern, rutscht so manche Frau in die Altersarmut ab. Ein Missstand, den ich ändern möchte.“
Als die Hausfrauenrevolution gegründet wurde, war sie voller Tatendrang, der bis heute nicht verloren gegangen ist. Trotz so mancher Enttäuschung. „Die meisten Frauen klammern sich, wenn es ernst wird, eisern an ihren Küchentisch fest und verlassen oft untragbare Situationen nicht. Die Angst vor der Veränderung ist einfach zu groß.“
Aber sie weiß, dass eben alles seine Zeit braucht. Auch eine neue Liebe. „Ich wäre bereit“, sagt sie und blickt dabei lachend um sich. „Leider kommt keiner. Einen Lebenspartner zu finden, ist speziell auf einer Insel nicht leicht.… Es müsste auf jeden Fall einer sein, der mir auf Augenhöhe begegnet, meine Arbeit akzeptiert, und zugleich meine Kinder, Hunde und Vögel mag. Ein bisschen viel verlangt, oder“?


Ein neues Leben

1996 hat Marie Theres ihren Wohnsitz auf Teneriffa verlegt. Zwei ihrer Kinder litten in Deutschland an Asthma, bekamen dort im wahrsten Sinn des Wortes keine Luft mehr. Auf der Insel ist die Krankheit jedoch verschwunden. „Hier kann man noch frei durchatmen und sich wohl fühlen.“
 Mit ihren drei Kindern, zwei Hunden und vier Vögel bewohnt sie ein entzückendes Haus, genießt das Leben und das spanische Klima. Sollte die Sehnsucht nach Theater, Oper oder Ausstellungen wieder einmal unerträglich groß werden, dann steigt sie ins Flugzeug und ist in fünf Stunden in ihrer Heimat.
Apropos – wie war denn die Beziehung zur berühmten Mutter? Schwierig“, verrät sie und wirkt kurz nachdenklich. „Weil sie eben sehr herzlich und liebenswert sein konnte, aber gleichzeitig auch sehr egozentrisch.… Eine Künstlerin eben.“ Den Großteil ihrer Kindheit habe sie daher bei ihrer Großmutter verbracht. Wenn sie von ihr erzählt, beginnen ihre Augen  zu leuchten. „Ich verdanke ihr sehr viel, nicht zuletzt meine Kochkünste! Sehr zur Freude meines Mannes und der Kindern“, lacht sie herzhaft. Und erzählt weiter, dass ihr Faible für große Familientreffen ihr den Spitznamen „Pontifex“ eingebracht hat.

Es gibt auch trübe Tage

Doch so lustig ist Marie Theres nicht immer. Vor allem nach der Trennung von ihrem Mann musste sie sich völlig neu orientieren. Und manchmal kamen melancholische Stimmungen und Selbstzweifel. „Ich denke dann einfach: Das geht vorbei. So ist das Leben. Hauptsache ist, dass ich mein Leben nun endlich selbst bestimmen kann“; sagt sie, während sie genüsslich eine Zigarette raucht.
 „Schon als Kind habe ich die Erfahrung gemacht, dass die wirklich Großen die einfachsten Menschen der Welt sind, aber auch die hatten gelegentlich ihre Zweifel und ihre Tiefs.“


Mama, darf ich bitten!

Doch lange Zeit zum Grübeln hat die Vielbeschäftigte ohnehin selten. Nicht nur des Haushalts wegen, den sie nach wie vor selbst erledigt. Die Krebs-Geborene liebt nämlich ihr „Nest“. Doch wenn sie dieses bedroht sieht, fährt ihr Aszendent, der Skorpion seinen Stachel aus. Speziell, wenn es um ihre Kinder geht. Sie liebt das lockere Verhältnis, das sie mit ihnen verbindet.
Die 20-jährige Tochter Josephine hat bereits einen Roman mit dem Titel „Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich bloß in ihr zurecht finden“ geschrieben und ist auch Kolumnistin einer Zeitschrift. Die Trennung ihrer Eltern dozierte Josephine aus ihrer Sicht in einem Artikel für ein deutsches Magazin.
Die zweite Tochter heißt Magdalena, ist 17 Jahre und macht bald Matura. Sohn Ferdinand (13) gleicht einem Abenteurer  mit goldenem Herz. Das der Mutter schlug kurz aus dem Takt, als der Junge vor einiger Zeit 28 Meter in die Tiefe stürzte. „Es gibt auch Wunder“, meint sie, „denn es ist ihm fast nichts passiert. Mein Sohn ist auch ein hervorragender Salsa Tänzer. Mein Mann wollte nie mit mir tanzen. Das holt Ferdinand jetzt alles nach – und wirbelt mit mir übers Parkett. Das Leben ist eben doch gerecht.“

Ich habe noch viele Pläne

Derzeit macht Marie Theres eine offizielle Ausbildung zur Heilpraktikerin und Homöopathin. Das Thema interessiert sie seit langer Zeit brennend. Auch auf diese Weise könne man Menschen helfen. „Wenn ich die Prüfung abgelegt habe, werde ich mit der Frauenärztin Karin Gorthner in Puerto de la Cruz zusammenarbeiten. Auch gegen eine schöne Film- oder Fernsehrolle anzunehmen gäbe es nichts einzuwenden. Ich bin für alles offen.“ Schließlich fügt sie nachdenklich hinzu: „Später dann, wenn die Kinder flügge sind und das Haus leer, möchte ich große Reisen unternehmen. Vielleicht ist bis dahin bereits ein neuer Partner an meiner Seite. Schön wäre das.“


© Rosemarie Liermann erschienen in FÜR MICH (A)  Februar 2010  

 
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