Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern Madonna
„Ändere die Welt, sie braucht es!“, sagte schon Bertold Brecht.“ Muttern marschiert entschlossenen Schrittes auf das Jugendamt zu. „Und wenn ich nur die Welt eines einzelnen Menschen verändern kann!“ Zögernd betritt sie den Raum. „Guten Tag, ich möchte gern ein Kind aus der dritten Welt adoptieren.“ sagt Muttern freundlich. „Alter?“ Die Sachbearbeiterin blickt kaum von ihren Papieren auf. „Vierzig.“ -  „Verheiratet?“ - „Geschieden, Mutter von drei Kindern!“ - „Beruf?“ - „Freiberuflich. Hausfrau.“ - „Sieht schlecht aus.“ Muttern ist irritiert. „Ja, aber... und Madonna..?“ -  „Ich empfehle Ihnen, bekommen Sie lieber noch ein eigenes Kind.“
Die Dame wendet sich ungerührt wieder ihrer Arbeit zu. „Jetzt passen Sie mal auf“ Muttern wird energisch: „Ich würde mich einem Eignungsprüfungsverfahren, inklusive polizeilichem Führungs- und Gesundheitszeugnis unterziehen und auch die Wartezeit von 2 bis 7 Jahren überstehen. Seit 1994 hat sich die Zahl der Adoptionen um 40% verringert! Ende 2005 waren 895 Kinder für eine Adoption vorgemerkt. Dagegen lagen den Vermittlungsstellen insgesamt 10.045 Adoptionsbewerbungen vor. Rein rechnerisch standen damit einem zur Adoption vorgemerkten Minderjährigen elf mögliche Adoptiveltern gegenüber! Jetzt dürfen doch auch gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren. Also, woran liegt es, dass Sie mich nicht mal informieren wollen?“ - „Das kann ich Ihnen gerne sagen: Sie sind zu alt.“
Oh Madonna, Muttern!


© M.Th. Kroetz Relin 2006- erschien in "Die Aktuelle"   Heft 47
 
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